"Von außen bescheiden" sollte sie sein und „recht einfach, wie es armen Leuten zusteht“: Das war die Vorgabe des damaligen Leiters der „Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische“, Friedrich v. Bodelschwingh, für den Bau einer Kirche gewesen, und so steht die Zionskirche Bethel im Bielefelder Stadtteil Gadderbaum mit ihrem dunklen Backstein, dem unscheinbaren Dachreiter und den niedrigen Glockentürmen wenngleich auf einer Anhöhe, dem Zionsberg, gelegen, dabei aber doch unauffällig, geradezu versteckt an ihrem Ort. Viele Besucher:innen nehmen sie erst wahr, wenn sie direkt vor ihr stehen und sind umso erstaunter, wenn sie die Kirche betreten. Es eröffnet sich ihnen ein Raum mit einer gleichzeitig feierlichen und freundlichen Atmosphäre, der spürbar auf einer ausgeprägten Theologie fußt, die er aber unaufdringlich Gestalt werden lässt.

 

Am 1. Advent 1884 wurde die Zionskirche eingeweiht, und hier werden seitdem regelmäßig Gottesdienste gefeiert. Die Zionskirche war aber auch immer ein Ort der evangelischen Kirchenmusik, mit Tradition und Kontinuität. Nunmehr finden regelmäßig von September bis Juni hier Konzerte statt, in der Regel sonntags um 17:00 Uhr. Neben den Chorkonzerten der Kantorei Bethel, Kammermusikkonzerten auswärtiger Solist:innen und Ensembles bilden die Orgelkonzerte einen wichtigen Bestandteil der Konzertreihe. Dafür steht in der Zionskirche ein hervorragendes Instrument zur Verfügung. 

 

Die erste Orgel in der Zionskirche wurde 1886 von Ernst Klaßmeier aus Lemgo auf der Empore im Westen erbaut, das Nachfolge-Instrument (1956 von Paul Ott errichtet) fand seinen Platz auf der südlichen Seitenempore, und diese Position - gegenüber der Kanzel und im Angesicht der Gemeinde - sollte den Stellenwert und das Selbstbewusstsein der Kirchenmusik verdeutlichen. Im Rahmen einer umfassenden Renovierung der Kirche erhielt die Firma Karl Schuke (Berlin) den Auftrag über eine neue Orgel, die am Sonntag Cantate 1999 ihrer Bestimmung übergeben wurde, nun wieder auf der Westempore. Die akustischen Gegebenheiten des Raumes sind für Musik nicht unproblematisch, denn die großen Emporen sowie die Holzdecke verhindern einen allzu langen Nachhall. Das begünstigt allerdings die Klarheit und Verständlichkeit der aufgeführten Musik.

 

Die jetzige Orgel ist speziell für die Anforderungen der Akustik konzipiert: Die Intonation ist auf einen homogenen, runden Gesamtklang ausgelegt, ohne dabei auf eine charakteristische Zeichnung der Einzelregister verzichten zu müssen. Ein großes, kräftiges Schwellwerk mit der entsprechenden Zungenbatterie ermöglicht die angemessene Darstellung der französisch-symphonischen Orgelliteratur von César Franck bis zu Olivier Messiaen, die anderen Werke verfügen über Register, die eher auf die Darstellung von Musik des Barock ausgerichtet sind. Und doch ist diese Orgel alles andere als ein Kompromissinstrument: Sie vereint vielmehr deutsche und französische Einflüsse zu einer gelungenen Symbiose, und alles das auf einem 16’-Fundament in den Manualen bzw. im Pedal auf 32’-Basis. Eine Winddrossel erlaubt zudem das Spiel mit variablem Orgelwind, ein unerlässliches Element für die angemessene Aufführung zeitgenössischer Orgelmusik.

 

In der Zionskirche stehen auch ein Flügel und ein Cembalo, durch die sich das Spektrum der aufführbaren Kammermusik spürbar erweitert.